Schöllkraut

  • Chelidonium majus
  • Warzenkraut, Schwalbenkraut, Goldkraut
  • (Fam. Papaveraceae, Mohngewächse)
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Kräuterbeschreibung

Das Schöllkraut ist eine ausdauernde, bis 70 cm hohe Pflanze. Aus dem Wurzelstock sprießen reich verzweigte, schwach behaarte Stengel, die unten mit gefiederten und oben mit fiederteiligen Blättern besetzt sind. Blätter, Stengel und Wurzel enthalten einen orangegelben Milchsaft. Hauptsächlich in der Zeit zwischen Ende April und Anfang Juni erscheinen leuchtend gelbe Blüten (Name: Goldkraut) aus 2 Kelch- und 4 Kronblättern, die in wenigblütigen Scheindolden stehen. Mit geringerer Kraft blüht das Kraut noch weiter bis in den Oktober hinein. Aus den Blüten entwickelt sich eine 2 bis 5 cm lange Schote mit schwarzen, nierenförmigen Samen.

Verwandte Kräuter

Wie das Schöllkraut gehören zur Fam. der Mohngewächse (rd. 40 Gattungen mit 700 Arten) nicht nur die bekannten einheimischen Mohnarten (z. B. der Klatschmohn, Papaver rhoeas oder der Türkische Mohn P. orientale), sondern auch der Schlafmohn (Papaver somniferum), aus dessen unreifen Fruchtkapseln das Opium gewonnen wird.

Vorkommen

Herkunft und Verbreitung

Das Schöllkraut ist in Europa und Nordasien bis Nordafrika verbreitet und besonders in Mitteleuropa von den Ebenen bis ins Mittelgebirge recht häufig zu finden. Es kommt in Unkrautfluren sowie an Wegrändern, Wald- und Heckensäumen vor, vielfach in der Nähe menschlicher Behausungen, z. B. in ungepflegten Parkanlagen, an Mauern, Zäunen und auf Schuttplätzen (Kulturbegleiter und Siedlungszeiger).

Standort

Die Pflanze bevorzugt einen mäßig bis stärker beschatteten Standort auf schwach sauerem Boden, der humusreich, steinig, sandig oder lehmig sein kann, aber einen höheren Nährstoffgehalt aufweisen muß (Stickstoffzeiger).

Brauchtum

Seit dem Altertum gilt das Schöllkraut als Heilmittel gegen Augenkrankheiten. Nach Berichten von Plinius (23-79 n. Chr.) und Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) soll die Schwalbenmutter bei Erblindung eines ihrer Jungen Pflanzenstückchen herbeischaffen, um das Sehvermögen wiederherzustellen.
Im Mittelalter diente der Milchsaft des Schöllkrauts vor allem als Mittel gegen Leberbeschwerden und Gelbsucht. Es spielte in Kräuterbüchern von Paracelsus (1493-1541) und Bock (1498-1554) und später in Schriften von Rademacher (1772-1850) bei der Behandlung dieser Krankheiten eine wichtige Rolle. Rademacher wies jedoch darauf hin, daß beim Dosieren der Schöllkrauttinktur größte Vorsicht geboten ist und diese nur unter ärztlicher Kontrolle genommen werden sollte.
Bis heute ist das Schöllkraut in der Volksmedizin ein beliebtes Mittel gegen Warzen (Name: Warzenkraut). Beste Heilungschancen versprach man sich früher, wenn der Stengelsaft bei abnehmendem Mond auf die Warze geträufelt wird.

Wissenswertes

Der Name „Chelidonium“ stammt aus dem Griechischen , wo „chelidon“ Schwalbe bedeutet. Diese Definition geht auf Beobachtungen von Theophrast (372-287 v. Chr.) und Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) zurück, wonach die Pflanze ihr Wachstum bei Ankunft der Schwalben aufnimmt und dieses bei ihrem Wegzug einstellt (Name: Schwalbenkraut).

Eigenschaften

Wesentliche Inhaltsstoffe

Das Kraut enthält meist bis zu 1 % Alkaloide. Das Hauptalkaloid ist Coptisin, außerdem sind Chelidonin, Sanguinarin, Chelerythrin und Berberin enthalten. Den höchsten Alkaloidgehalt soll das Schöllkraut von Spätsommer bis Herbst besitzen; das Coptisin alleine kann dann einen Anteil von über 1 % erreichen.

Eigenschaften, Wirkungen

Schöllkraut besitzt als Mohngewächs eine papaverinartige Wirkung, d. h. die enthaltenen Alkaloide sind den Opiumalkaloiden nahestehend: es wirkt leicht betäubend (aber ohne daß es zu einer Hypnose- oder Narkose kommt), erschlafft die glatte Muskulatur, z. B. von Bronchien, Darm (krampflösende Wirkung besonders im oberen Verdauungstrakt) und Herzkranzgefäßen (die auch erweitert werden), erhöht den Blutdruck und regt die Herztätigkeit an. Verantwortlich hierfür sind vor allem die beiden Alkaloide Chelidonin und Sanguinarin; sie wirken zentral beruhigend, krampflösend und schwach narkotisch. Berberin soll eine fördernde Wirkung auf die Entleerung der Gallenblase zukommen.

Warnhinweise

Die gesamte frische Pflanze ist stark giftig, besonders der orangegelbe Milchsaft. Das wirksamste Schöllkrautgift ist das Chelerythrin. In kleineren Dosen kommt es zu Magenbeschwerden, Erbrechen und Leberschäden, in größeren Dosen zu Lähmungen; der Tod erfolgt durch Atemlähmung. Die Giftwirkung kann beim Trocknen verloren gehen.
Das Schöllkraut wirkt zwar krampflösend, nicht jedoch in der Gebärmuttermuskulatur, wo es zu Uteruskontraktionen kommen kann. Schwangere sollten daher auf eine Anwendung verzichten.

Anwendung

Anwendungsgebiet

Arzneidroge: Chelidonii herba (Schöllkraut)
Aufgrund der leberschädigenden Wirkung des Schöllkrauts wird heute von einer inneren Anwendung – auch als Wirkstoff in Arzneimitteln – abgeraten. Traditionell wurde es bei Beschwerden im Bereich der Gallenwege(regt den Gallefluß an) und Krämpfen im Magen-Darm-Trakt sowie bei Gicht, Rheuma und als schmerzstillendes Mittel eingenommen.
Äußerlich wird der frische und sehr giftige Milchsaft auf Warzen oder bösartige Hautgeschwülste aufgetragen; die Wirkung soll vor allem auf zellteilungshemmende Eigenschaften und die auflösende Wirkung eiweißabbauender Enzyme zurückzuführen sein. Der Erfolg ist zweifelhaft: nach einigen Tagen kann die Methode erfolgreich sein oder aber selbst nach längerer Behandlungsdauer keinerlei Wirkung zeigen. Hautkrankheiten werden auch mit Schöllkraut-Abkochungen (Tee nur zur äußerlichen Anwendung) behandelt.

Anwendungsart

Verwendet werden die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten oberirdischen Teile; auch die Blüten. Handelsformen für Fertigarzneimittel sind die geschnittene oder pulverisierte Droge oder Trockenextrakte für flüssige oder feste Darreichungsformen.
Die mittlere Tagesdosis beträgt 2 bis 5 g Droge bzw. 12 bis 30 mg Gesamtalkaloide, berechnet als Chelidonin.

Das Homöopathikum heißt Chelidonium und wird nicht aus den oberirdischen Teilen, sondern aus der frischen Schöllkrautwurzel (Radix Chelidonii) zubereitet. Man nimmt es bei Leber- und Gallenleiden, Rheumatismus und Entzündungen der Atemorgane (Bronchitis und Lungenentzündung), aber auch bei Grippe und neuerdings bei Asthma. Die Dosierung erfolgt in der ersten bis sechsten Potenz mit mehrmals täglich 5 bis 10 (max. 15) Tropfen. Chelidonium gehört zu den am meisten verordneten Homöopathika.

Produkte

Tee

Für die Zubereitung von Tee werden nur getrocknete Pflanzenteile verwendet (die frische Pflanze ist giftig!). Die Herstellung eines reinen Schöllkraut-Tees ist jedoch unüblich. In der Regel nimmt man Handels-Teemischungen (Leber-Galle-Tee) z. B. je 40 % Schöllkraut und Pfefferminze, 15 % Kümmel und 5 % Wermutkraut. 2 Teelöffel der Mischung werden mit kochendem Wasser übergossen. Nach dem Abseihen etwas abkühlen lassen und schluckweise trinken (2 x täglich).

Kosmetik

In der Kosmetik wird das Schöllkraut nur selten verwendet. Es ist in einigen Salben und Tinkturen enthalten.

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Letzte Änderung: 19. November 2020
Letzte inhaltliche Änderung/Überprüfung: z. Z. in Arbeit (2021)

Zitierweise:
Pelz, Gerhard Rudi & Birgitt Kraft (2020): Schöllkraut (Chelidonium majus) – in: Kräuter-ABC, Website der Stiftung zur internationalen Erhaltung der Pflanzenvielfalt in CH-Brunnen: www.kraeuterabc.de (abgerufen am ……).


BILDNACHWEISE UND ZITIERTE LITERATUR

Bildnachweise

Alle Fotos und Abbildungen:
© Dr. Gerhard Rudi Pelz, Petersberg

Zitierte Literatur

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