Pfingstrose

  • Paeonia officinalis
  • Echte Pfingstrose, Arznei-Pfingstrose, Bauernrose, Gichtrose
  • (Fam. Paeoniaceae, Pfingstrosengewächse)
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Kräuterbeschreibung

Die Pfingstrose wird 30 bis 60 cm, max. 100 cm hoch. Sie ist krautig mit unverzweigten, kahlen Stengeln. Daran stehen wechselständig doppelt-dreizählige Blätter. Sie sind in ihren Abschnitten breit lanzettlich, auf der Oberseite dunkelgrün glänzend, unterseits hellgrün und schwach behaart. Im Mai erscheinen am Stengelende bis 13 cm große Einzelblüten mit meist 8 Blütenblättern (5 bis 8 bei der Wildform, zahlreich bei Zuchtformen) in purpur- bis dunkelroter Farbe. Die Pfingstrose produziert mit bis zu 3,6 Millionen Pollenkörnern die höchste von einer Einzelblüte bekannte Pollenzahl. Aus den Fruchtknoten mit roten Narben entwickeln sich 2 bis 3 (selten 4) längliche, 2 bis 3,5 cm lange und filzig behaarte Balgfrüchte an jedem Blütenstand. Sie enthalten eiförmige, bis 8 mm lange, schwarzblau glänzende Samen. Die Wurzel der Pfingstrose ist rübenförmig, ihre Nebenwurzeln sind zu länglichen Knollen verdickt.

Verwandte Kräuter

Die Paeonie ist eine beliebte Zier- und Gartenpflanze. Es gibt zahlreiche Züchtungen besonders in roten, rosa und weißen Farben und mit gefüllten Blüten. Als Heilpflanzen dienen die Echte- oder Arznei-Pfingstrose (Paeonia officinalis) und die Großblättrige Pfingstrose (P. mascula); in der volkstümlichen chinesischen und japanischen Medizin auch in Asien beheimatete und in Europa als Zierpflanzen kultivierte Arten, z. B. die Chinesische (P. lactifolia) und Strauchige Pfingstrose (P.suffruticosa), beide weißblühend mit vielen rosa und roten Farbvarianten.

Vorkommen

Herkunft und Verbreitung

Einheimisch ist die Pfingstrose vor allem in den Gebirgsgegenden Südeuropas, kommt jedoch auch in Kleinasien und Armenien vor (bis 1.700 m Höhe). In weiteren europäischen Ländern wurde sie als Gartenpflanze eingebürgert, wobei es sich zumeist um eine von vielen Unterarten und Varietäten handelt.

Standort

Ursprünglich wächst die Pfingstrose in lichten Laubmischwäldern und im Halbschatten an felsigen Berghängen auf kalkreichen, eher sommertrockenen Böden.

Pfingstrosen werden in zahlreichen Varietäten gezüchtet und kultiviert, vor allem als Zier- und Gartenpflanzen.
Auch die zur medizinischen Verwendung bestimmten Pflanzen stammen aus Kulturen. Blütenkronblätter erntet man von Paeonia officinalis,aber auch von Paeonia mascula; aus Gründen der Ergiebigkeit bevorzugt von gefüllten Blüten (Gartenformen: bei gefüllten Blüten sind die Staubblätter teilweise oder auch vollständig in Blütenkronblätter umgewandelt). Man pflückt sie bei trockener Witterung kurz vor dem Verblühen und trocknet im Freien. Die Wurzeln werden im Frühjahr geerntet, gereinigt und ebenfalls getrocknet.

Brauchtum

Nach der griechischen Sagenwelt war die Pfingstrose göttlichen Ursprungs und wuchs in Hekates Zaubergarten; der Gott Apollon und der Arzt Paieon (Paeos) nahmen die Pflanze zur Wundheilung. Eine erstmals bei Hippokrates (470-375 v. Chr.) beschriebene Anwendung zur Verhinderung epileptischer Anfälle wurde noch bis ins 19. Jh. praktiziert (auch als Mittel gegen Besessenheit, Gemüts- und Geisteskrankheiten). Besonders die schwarzen Samen dienten von der Antike (Dioskurides, 1. Jh. n. Chr.) bis ins späte Mittelalter der Dämonenabwehr und in den Wein gegeben als Mittel gegen Alpträume. Sie wurden auf eine Schnur gezogen und Kindern als Amulett um den Hals gehängt, was ihnen auch das Zahnen erleichterte (Beißkette mit „Zahnkörnern“ oder „Zahnperlen“). Hildegard von Bingen (1098-1179) interpretierte theologisch, daß die übernatürlichen Kräfte dieser Pflanze den Teufel vertreiben. Helfen sollte sie auch gegen Menstruationsbeschwerden, Magenschmerzen und Verdauungsstörungen. In der Gotik galt die Pfingstrose als Blume der Gottesmutter („Rose ohne Dornen“).
In der chinesischen Medizin dient die Pfingstrose (Paeonia lactifolia) als krampflösendes Mittel z. B. bei Periodenschmerzen, Muskelkrämpfen und Beschwerden im Magen-Darm-Trakt.

Wissenswertes

Der Gattungsname „Paeonia“ kommt von Paeos, dem griechischen Gott der Heilkunst, der mit dieser Pflanze im Trojanischen Krieg die Wunden des Pluto heilte. „Pfingstrose“ bezieht sich auf die Blütezeit zu Pfingsten und die rosenartige Blütenform.

Eigenschaften

Wesentliche Inhaltsstoffe, Wirkung

Hauptinhaltsstoffe und mögliche Wirkstoffe in den Blüten sind Anthocyanglykoside (u. a. Paeonin) und andere Flavonoide (z. B. Kämpferolglykoside). Die Wurzeln enthalten Monoterpenester-Glykoside wie Paeoniflorin (1,5-4,8 %) und Albiflorin (bis 2,2 %), Gerbstoffe und geringe Mengen ätherisches Öl; die Samen auch fettes Öl und Harzsäuren.
Der Wirkstoff Paeoniflorin hemmt in Tierversuchen die neuromuskuläre Erregungsübertragung (Nerv-Muskel Tonusherabsetzung), außerdem die Thrombocytenaggregation (Blutgerinnung) und Entzündungen.
Für die über 4000 bekannten Flavonoide sind zahlreiche Wirkungen nachgewiesen (u. a. auch anitiallergisch, antiviral und antimikrobiell).

Warnhinweise

Die Pfingstrose ist in allen Teilen schwach giftig. Die Einnahme bewirkt in höheren Dosen Erbrechen, heftige Koliken und Durchfall. Nicht in der Schwangerschaft verwenden! Vergiftungen in früheren Zeiten bei überdosierter Einnahme zum Zweck der Abtreibung.

Anwendung

Anwendungsgebiet

Arzneidrogen: Paeoniae flos (Pfingstrosenblüten) und Paeoniae radix (Pfingstrosenwurzel)
Pfingstrosenblüten sind gebräuchlich bei Haut- und Schleimhauterkrankungen, Analfissuren und Hämorrhoiden, Gicht (Name: „Gichtrose“), Rheuma und Atemwegserkrankungen. Die Droge ist ferner in einigen Arzneimittelkombinationen gegen Herzbeschwerden, Gastritis und nervöse Leiden enthalten. Die Wirksamkeit aller genannten Anwendungsgebiete ist nicht belegt.
Pfingstrosenwurzeln nimmt man bei Krämpfen; in Kombination mit anderen Mitteln auch bei Magen-Darm-Beschwerden, Rheuma, Migräne, Allergien, Beschwerden des Herzens und des venösen Gefäßsystems (Krampfadern), Neurasthenie und Neurasthenie-Syndrom, Neuralgien, sowie in Tonika. Die Wirksamkeit dieser Anwendungsgebiete ist nicht oder nicht ausreichend belegt.
Früher wurden auch die reifen Samen von Paeonia officinalis peregrina (Paeoniae semen) verwendet, besonders bei Epilepsie (keine Belege für eine Wirksamkeit).

Anwendungsart

Verwendung der Blütenkronblätter als Schmuckdroge in Hustentees und zur Färbung von Hustensirup. Pfingstrosenwurzeln sind die im Frühjahr geernteten und getrockneten knolligen Nebenwurzeln; Anwendung als Tinktur.
Homöopathisch nimmt man Zubereitungen aus der Wurzel u. a. als krampflösendes Mittel, bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden, Hämorrhoiden und schmerzhaften Anal-Fissuren.

Produkte

Tee

Die Zugabe der Blütenblätter von Pfingstrosen dient der Verschönerung mancher Teemischungen (Schönungsdroge).

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Letzte Änderung: 3. Dezember 2020
Letzte inhaltliche Änderung/Überprüfung: z. Z. in Arbeit (2021)

Zitierweise:
Pelz, Gerhard Rudi & Birgitt Kraft (2020): Pfingstrose (Paeonia officinalis) – in: Kräuter-ABC, Website der Stiftung zur internationalen Erhaltung der Pflanzenvielfalt in CH-Brunnen: www.kraeuterabc.de (abgerufen am ……).


BILDNACHWEISE UND ZITIERTE LITERATUR

Bildnachweise

• Verbreitungskarte Paeonia officinalis: Euro+Med PlantBase Project. Botanical Museum, Helsinki, Finland 2018; Data from BGBM Berlin-Dahlem, Germany. Source: World Checklist of Selected Plant Families (2010), © The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew;

alle weiteren Fotos und Abbildungen:
© Dr. Gerhard Rudi Pelz, Petersberg

Zitierte Literatur

→ Standardwerke, Lehrbücher und weiterführende Literatur finden Sie im Literaturverzeichnis (home-Seite oder (http://www.kraeuterabc.de/literatur/)