Der immergrüne Eukalyptusbaum (E. globulus) ist sehr anpassungs- und widerstandsfähig, wächst schnell und kann die für einen Laubbaum ungewöhnliche Höhe von über 70 m (extrem bis 90 m, meist jedoch nur 30–40 m) erreichen. Sein (nach der Trocknung) sehr hartes, rötlich-braunes Holz wird von weißgrauer / braungelber Rinde bedeckt, die sich im Laufe des Wachstums streifenartig oder in Fetzen ablöst und dem Baum ein charakteristisches Aussehen verleiht (Ureinwohner: „Lumpenbäume“). Junge Blätter sind eiförmig und sitzen gegenständig, ältere sind dagegen länglich-sichelförmig (bis 35 cm), dicklederig mit starkem Hauptnerv und wechselständig angeordnet. Die nektarreichen, runden Blüten (ca. 5 cm) mit langen Staubblättern stehen gegen Ende des Winters einzeln in den Blattachseln. Ihre Kronblätter sind verwachsen („Operculum“) und fallen nach dem Knospenstadium ab. Die ca. 2 cm großen Samen werden von einem geschlossenen Blütenkelch umfaßt.
Über 50 der rund 400 Eukalyptusarten liefern das begehrte „Eukalyptusöl“. Zu Heilzwecken dienen u. a. die Arten E. polybractea (Vorkommen in trockenen Gebieten Zentralaustraliens) und E. smithii (aus Südostaustralien, wird auch in anderen Gebieten kultiviert, z. B. in Südamerika und an der nordöstlichen Schwarzmeerküste). Ihre Inhaltsstoffe und Anwendung sind jenen von E. globulus ähnlich.
Rund 70% des australischen Baumbestands besteht aus Eukalyptuspflanzen (Bäume und Sträucher), von denen einige Arten auch in Tasmanien und im Osten Indonesiens beheimatet sind. Sie haben sich ringförmig um den australischen Kontinent herum auf alle Klimaformen spezialisiert und wenige Arten widerstehen sogar Hitze, Trockenheit und Sand im Landesinneren.
Eucalyptus globulus stammt aus Süd-Australien und Tasmanien.
Standort von Eucalyptus globulus ist der subtropische Regenwald. Einige der schnellwüchsigen Eucalyptus-Arten werden in Sumpfgebieten angepflanzt, um Brutstätten der Fiebermücke trockenzulegen und damit die Malariagefahr zu mindern (Name: „Fieberbaum“).
Eukalyptuskulturen findet man heute nicht nur in Australien – hier bestehen zwei Drittel aller Baumplantagen aus E. globulus – sondern auch in vielen tropischen Gebieten Afrikas, Asiens und Amerikas; in Europa vor allem im westlichen Mittelmeergebiet (Spanien, Portugal, Südfrankreich, Italien, Marokko, Algerien) und sogar in Irland: neben E. globulus wachsen in den genannten Ländern E. camaldulensis, E. resinifera, E. robusta, E. gomphocephala, E. viminalis und E. botryoides, seltener auch E. tereticornis (Portugal, Italien) und E. rudis (Italien).
In den letzten Jahren wird immer wieder von großen Waldbränden besonders auf der iberischen Halbinsel berichtet – hierbei handelt es sich vielfach um Eukalyptusplantagen, deren schnelles Wachstum und gute Holzqualität einen raschen Profit verspricht, andererseits aber ökologische Schäden verursacht (Austrocknung des Bodens, Verdrängung einheimischer Flora und Fauna). Brände der Eukalyptuswälder, die in Australien zu den natürlichen und ökologisch notwendigen Ereignissen zählen (einige Arten brauchen sogar das Feuer), richten in Kulturen außerhalb Australiens oft große Schäden an.
Bei der Anpflanzung besonders in Städten geht man vielfach davon aus, daß Eukalyptusbäume durch die Ausdünstung von ätherischem Öl die Luft reinigen oder gar desinfizieren.
Das Holz der Eukalyptusbäume dient als Bauholz, zur Zellstoffgewinnung für die Papierindustrie, findet in der Möbelindustrie Verwendung oder wird zu Holzkohle umgewandelt. Neuerdings denken Politiker daran, Eucalyptusöl in großen Mengen herzustellen, um Treibstoff daraus herzustellen.
Eukalyptus ist die Futterpflanze der Koalas. Sie besitzen ein besonderes Verdauungssystem mit spezialisierten Bakterien (Babys fressen zur Aufnahme der Bakterien vom Kot der Mutter) und setzen den Saft durch langes, anstrengendes Kauen frei. Koalas bevorzugen ältere Blätter (ebenso wie die Pharmazeuten zur Drogen-Herstellung).
Eukalyptusöl ist in vielen Schädlingsbekämpfungsmitteln und Insektiziden enthalten, z. B. zur Anwendung gegen Zecken (bei Haustieren), Milben (in der Bienenzucht), Läuse, Flöhe, Wespen, Fliegen.
Der Name „Eucalyptus“ bezieht sich entweder auf die verwachsenen und deckelartig abfallenden Kronblätter („Operculum”) oder auf den geschlossenen Blütenkelch, der die Samen bedeckt: griech. „eu” (gut) und „klyptos” (bedeckt).
Die im Handel erhältlichen ätherischen Öle unterscheiden sich je nach Baumart, Herkunft und Gewinnungsweise in ihrer chemischen Zusammensetzung und Wirkung. Sie werden überwiegend für die Riechstoffindustrie gewonnen. Pharmazeutischen Wert besitzen nur jene Öle, deren Gehalt an Eucalyptol mindestens 70% beträgt.
Hauptinhaltsstoff ist das ätherische Öl (1,5–2,5%) mit dem Hauptwirkstoff Eucalyptol (= 1,8-Cineol; je nach Rektifikation (= Nachdestillation) liegt der Anteil zwischen 60 und 85%), außerdem alpha-Pinen, Mono- und Sesquiterpene.
Eukalyptusblätter enthalten weiterhin Phenolcarbonsäuren (Kaffee-, Ferula-, Chlorogensäure), Flavonoide (Rutin, Quercetin, Quercitrin), Phloroglucinterpenderivate, Gerbstoffe und Polysaccharide.
Das im ätherischen Öl enthaltene Eucalyptol wirkt antiseptisch (desinfizierend) und entzündungshemmend, sekretolytisch (Schleimbildung stimulierend, Schleimentfernung fördernd) und expektorierend (auswurffördernd), hyperämisierend (durchblutungsfördernd) und schwach spasmolytisch (krampflösend). Es regt die Speichel-, Magensaft- und Darmsekretion an und steigert den Appetit.
Phloroglucinterpenderivate (in den Blättern; z. B. Euglobale, Eucalypton) haben antibakterielle und antivirale Eigenschaften.
Eukalyptus (nicht nur die Blätter, sondern vor allem das Öl) soll bei Entzündungen im Bereich von Magen, Darm und Gallenwegen sowie bei schweren Lebererkrankungen nicht verwendet werden.
Keine Anwendung von Eukalyptusöl bei Säuglingen und Kleinkindern: es können Stimmritzenkrampf und asthmaähnliche Zustände bis hin zum Atemstillstand auftreten. Eukalyptus bei Kindern nicht im Gesichtsbereich auftragen.
Durch Verstärkung von Abbauvorgängen in der Leber kann die Wirksamkeit anderer Arzneimittel abgeschwächt oder verkürzt werden. Bei Verwendung von Eukalyptus kommt es in seltenen Fällen zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Nur in größeren Dosen können auch Verdauungs- und Kreislaufstörungen, Absenkung von Blutdruck, Atemfrequenz und Körpertemperatur auftreten.
Von minderwertigem Billig-Öl (z. B. 1 Euro-Ware auf Kaufhaus-Wühltischen) ist abzuraten.
Arzneidrogen: Eucalypti folium, getrocknete Laubblätter (Folgeblätter) älterer Zweige von Eucalyptus globulus; Eucalypti aetheroleum (Eucalyptusöl, gewonnen durch Wasserdampfdestillation und Rektifikation aus frischen Blättern oder Triebspitzen).
Zerkleinerte Eukalyptusblätter und deren Zubereitungen dienen der Behandlung von Erkältungskrankheiten der Luftwege, Erkrankungen der Niere und ableitenden Harnwege – sind aber therapeutisch unbedeutend. Zumeist wird Eukalyptusöl verwendet: bei entzündlichen Erkrankungen von Nase-, Hals- und Bronchialschleimhäuten (Virusgrippe, Bronchitis); äußerlich bei rheumatischen Beschwerden. Zusammen mit Pfefferminzöl und Alkohol auf Stirn und Schläfe aufgebracht soll es Kopfschmerzen lindern.
Volkstümlich nimmt man Eukalyptus innerlich auch bei Fieber, grippalem Infekt, Keuchhusten, Geschwülsten und Quetschungen, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden; äußerlich zur Wundbehandlung (Geschwüre, Akne, Stomatitis und Zahnfleischbluten).
Bevorzugte Anwendungsart ist die Inhalation (Beispiel: 5–10 Tropfen auf eine Schüssel heißes Wasser). Die im ätherischen Öl enthaltenen Aldehyde üben eine starke Reizwirkung auf die Atemwege aus. Deren Anteil kann durch Rektifikation vermindert werden. Für die arzneiliche Verwendung wird empfohlen, nicht das handelsübliche Eukalyptusöl, sondern reines Eucalyptol zu verwenden.
Als Dosierung für die innere Anwendung wird eine mittlere Tagesdosis von 0,3–0,6 g Eukalyptusöl empfohlen. Die Blattdroge nimmt man als Tinktur (4–9 g mittlere Tagesdosis), Aufguß oder Sirup (4–6 g). Im Handel ist eine Vielzahl von Eukalyptus-Fertigarzneimitteln erhältlich; neben Inhalationen auch Salben, Einreibungen, Lutschtabletten u. a.).
Das Homöopathikum „Eucalyptus“ wird u. a. bei Erkrankungen der Luftwege, Nierenbecken- und Harnwegsentzündungen verabreicht.
Daß viele Kräuterschnäpse und -liköre auch Eukalyptus enthalten, darf vermutet werden – doch die Rezepte sind meist geheim. Ohne Zweifel ist er zusammen mit zahlreichen anderen Kräutern in „Hierbas Ibicencas“, einem auf der Insel Ibiza hergestellten Kräuterlikör, enthalten.
Vor der Zubereitung von Eukalyptus-Tee bitte die „Warnhinweise“ beachten.
Rezept: 2–3 TL Eukalyptus-Tee auf 1/4 Liter kochendes Wasser, 15 Min. ziehen lassen, abschütten und in kleinen Mengen über den Tag verteilt trinken.
Eukalyptusblätter sind in Fertigteemischungen nur noch selten zu finden. Man kann die Mischung aber auch selbst herstellen, z. B. gegen Husten und Halsschmerzen mit Eucalyptus, Huflattich und Thymian (zu gleichen Teilen, Rezept wie oben).
Gegen Erkältung und als Vorbeugung schwört ein Großteil der Bevölkerung auf das Lutschen von Eukalyptus-Menthol-Bonbons.
Auch in manchen Speisen läßt sich Eukalyptus verwenden, z. B. zum Verfeinern von Süßspeisen und Desserts, aber auch von Hauptgerichten (Vorschlag: „Gebratene Ente mit Eukalyptus und Ananas“).
Wegen seiner antiseptischen Eigenschaften sowie des frischen und belebenden Geschmacks ist Eukalyptus häufig in Zahnpasta und Mundspülungen, aber auch in vielen anderen Kosmetikartikeln enthalten (Kräuterbäder, Seifen, Raumsprays, Sauna-Duft).
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Letzte Änderung: 11. Januar 2021
Letzte inhaltliche Änderung/Überprüfung: z. Z. in Arbeit (2021)
Zitierweise:
Pelz, Gerhard Rudi & Birgitt Kraft (2018): Eukalyptus (Eucalyptus globulus) – in: Kräuter-ABC, Website der Stiftung zur internationalen Erhaltung der Pflanzenvielfalt in Brunnen/Schweiz: www.kraeuterabc.de (abgerufen am ……).
Bildnachweise
alle Fotos:
© Dr. Gerhard Rudi Pelz, Petersberg
Zitierte Literatur
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